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MEDIENTIPPS

Unsere monatlichen Tipps aus den Lokalzeitungen zum Nachlesen

 

Vendela Vida, Des Tauchers leere Kleider : Roman. – Berlin : Aufbau, 2016. (978-3-351-03629-4)

Gestohlene Existenz

Eine junge Amerikanerin flüchtet vor ihrer Vergangenheit nach Marokko. Sie ignoriert den Tipp ihres Reiseführers, der rät: «Das Erste, was man bei der Ankunft in Casablanca tun sollte, ist, Casablanca zu verlassen.» Und tatsächlich scheint es die auserwählte Stadt nicht gut zu meinen mit der Frau. Beim Einchecken ins Hotel wird der Touristin ihr eigens für die Reise neu gekaufter Rucksack und damit auch ihr Pass, ihr Geld, ihre Kreditkarten, ihr Laptop und ihre Fotoausrüstung entwendet. Ihre ganze Existenz scheint mit diesem Diebstahl ausgelöscht. Panisch wird die Polizei gerufen und die Kreditkarte gesperrt. Auch das Überprüfen des Überwachungsvideos der Hotelhalle bietet keine Hilfe. Der einsamen Frau bleiben nur ihr Koffer mit ein paar Kleidern sowie die Ungewissheit.

Kerstin Gier, Silber – Das erste Buch der Träume : Roman. – Frankfurt am Main : FJB, 2013. (978-3-8414-2105-0)

Was wäre, wenn du träumst? Und wenn du im Traum Menschen begegnest, die es wirklich gibt? Und wenn diese Menschen in der Realität genau wissen, was du geträumt hast? So ergeht es der Titelheldin Liv Silber in der Silber-Trilogie von Kerstin Gier.

Realität

Eigentlich wünschen sich Liv und ihre kleine Schwester Mia nichts sehnlicher als ein richtiges Zuhause. Nach zahlreichen Umzügen freuen sie sich auf das heimelige Cottage in der Nähe von London, das ihre Mum gemietet hat. Dann kommt jedoch alles anders als erwartet - Mum hat einen neuen Freund. Als ob das noch nicht genug wäre, sollen sie zusammen bei ihm und seinen Kindern einziehen, da das "heimelige Cottage" nicht nur schimmelt, sondern auch noch Ratten beherbergt. Und der erste Schultag in der neuen Schule hätte auch besser laufen können. Eine Besonderheit an dieser Schule ist der Tittle-Tattle Blog, in welchem die Autorin Secrecy (beinahe) alle Geheimnisse ihrer Mitschüler veröffentlicht und keiner weiss, wer dahintersteckt. Aber Liv und vor allem Mia lieben Geheimnisse und Rätsel. Also machen sie sich daran, dieses zu lösen. Mit Erfolg?

Michelle Cohen Corasanti, Der Junge, der vom Frieden träumte : Roman. – Frankfurt am Main, Fischer Taschenbuch, 2016. (978-3-596-03283-9)

Was der »Drachenläufer« für Afghanistan, ist »Der Junge, der vom Frieden träumte« für Palästina. The Hoffington Post

Der zwölfjährige Palästinenserjunge Achmed kämpft um das Überleben seiner Familie, der einst eine Orangenfarm gehörte. Auf der Jagd nach einem Schmetterling kommt seine zweijährige Schwester Amal in einem Minenfeld ums Leben. Als auch noch sein Vater verhaftet und der Familie alles genommen wird, ist er der Einzige, der sie retten kann. Von da an ist Achmeds heile Welt zerbrochen, nichts ist mehr wie zuvor im Leben. Er sucht sich Arbeit und schuftet den ganzen Tag wie ein Wilder, er gibt alles, damit er die Familie ernähren kann. Seinem Vater ist es aber sehr wichtig, dass Achmed seine Fähigkeiten ausleben kann. Motivierend und unterstützend begleitet er ihn im schriftlichen Kontakt. Denn Achmed ist ein Mathematikgenie und erhält eines der begehrten Stipendien an der Universität von Tel Aviv.

Max Baumann, "Ich lebe einfach, aber froh" : Erfolge und Misserfolge von Schweizer Ausgewanderten in Amerika. - Baden : Hier + Jetzt, 2012. (ISBN 978-3-03919-246-5)

Ich möchte mit diesem Monatstipp eine Lanze für einen Luxus brechen, den sich jedermann leisten kann: Lesen. Wenn es draussen noch kühl ist, kommt die Zeit für kuschelige Momente auf der Couch. Entspannung und Ruhe kehren ein. Ich geniesse es dann, Tee zu trinken und ein gutes Buch zu lesen. Das ist Luxus pur.

Murat Isik, Das Licht im Land meines Vaters : Roman. – Zürich : Arche, 2016. (ISBN 978-3-7160-2744-8)

Ein karges, aber gutes Leben

Miran ist zehn und wächst in den 1960er Jahren in einem kleinen Dorf auf, das einst von den Armeniern besiedelt war. Er ist der zweitälteste Sohn der Familie Uslu, die dem kurdischen Volk der Zaza angehört und eine eigene Sprache spricht. Mirans Vater Selim ist Viehhirte und ein talentierter, im Dorf sehr geschätzter Geschichtenerzähler und seine schöne, einflussreiche Frau eine liebevolle Mutter. Die Familie Uslu führt ein karges, aber gutes Leben - bis die türkische Regierung einen Lehrer ins Dorf schickt, der den Kindern Türkisch beibringen soll und Mirans Eltern zwingt, ihren Sohn fortan Mehmet zu nennen. Kurz darauf zerstört ein schwerer Unfall des Vaters die Existenzgrundlage der Uslus und verändert alles für immer. Selim ist von nun an nur noch ein Schatten seiner selbst, die Familie versinkt zusehends in Armut und ist gezwungen, sich fern der Heimat etwas Neues aufzubauen.

Res Brandenberger, Louis.Brot. : Roman. – Langnau : Landverlag, 2014. (ISBN 978-3-905980-21-9)

Wer längerhin liest, weiss es: die Schöne Literatur, auch die auf sogenanntem Weltniveau, kommt von gewissen Themen nicht los. Eines von ihnen, die Literarisierung von Hunger respektive Durst, dürfte von Zeit zu Zeit auch hierzulande auffallen. Das Leiden unter den genannten Grundbedürfnissen menschlicher Existenz sind unlängst – plakativ bis in die Titelgebung hinein – als Romane im Lenos Verlag bzw. bei Kiepenheuer & Witsch erschienen: "Hunger" von Muhammad al-Bissati (Basel 2010, aus dem Arabischen von Hartmut Fähndrich), "Durst" von Michael Kumpfmüller (Köln 2003). Al-Bissati schildert eine notorische Mangel-Situation – und die Not und die Anstrengung, sie zu beheben; Kumpfmüller hingegen erzählt eine individuelle Katastrophe in einer akuten Hochsommerhitze. In keinem der Bücher geschieht ein Wunder, wie wir das aus Märchen kennen, worin oft und gern ein Mangel die Ausgangslage ist.

Karuba : Legespiel für 2-4 Personen. - Bad Rodach : HABA, 2015. - Spieldauer: 30-40 Minuten. - Ab 8 Jahren.

Karuba von Rüdiger Dorn ist ein Familienspiel ab 8 Jahren. Es gilt, sein eigenes Expeditionsteam möglichst clever durch den Dschungel einer Schatzinsel zu führen, die Wege zu Tempeln zu finden und dabei noch ein paar Kristalle oder besser Goldklumpen einzusammeln. Der Aufbau ist schnell erledigt und die Abläufe sind innerhalb weniger Minuten erklärt.

Hans Fallada. Kleiner Mann - was nun? : Hörspiel mit Nico Holonics, Laura Maire, Wolfgang Pregler u.v.a. ; Bearbeitung und Regie: Irene Schuck. - Hamburg : Osterwold audio, 2016. (978-3-86952-313-2)

Ein Welterfolg

Für einmal behandelt der Medientipp der Appenzeller Bibliotheken ein etwas älteres Werk, das aber nichts von seiner Aktualität verloren hat. „Kleiner Mann – was nun?“, der erste Welterfolg von Hans Fallada alias Rudolf Ditzen (1893-1947), wurde 1932 erstmals veröffentlicht und seither in diverse Sprachen übersetzt.
Der Roman spielt in der Zeit der Weltwirtschaftskrise, die 1929 mit dem Börsencrash begann und Massenarbeitslosigkeit, soziales Elend sowie politische Krisen zur Folge hatte. Erzählt wird die tragische Geschichte eines jungen Paares, das trotz Elend und Armut die Liebe zueinander bewahrt.
Die vorliegende Hörspielausgabe wurde 2010 meisterhaft inszeniert und anfangs Februar dieses Jahres bei Osterwold audio neu aufgelegt. In dieser Form hat das Hörspiel auch Eingang gefunden in den Bestand der Digitalen Bibliothek Ostschweiz (www.dibiost.ch), die allen Benutzerinnen und Benutzern der Appenzeller Bibliotheken rund um die Uhr kostenlos offen steht.

Broadchurch – Staffel 1 : Regie: James Strong u.a. - Berlin : Studiocanal, 2015.
8 Episoden, total 374 Minuten
Ab 12 Jahren, Grossbritannien, 2013 

„Broadchurch“ – Ein Dorf unter Verdacht

Als mir vor einem Jahr eine Kollegin die TV-Serie „Broadchurch“ empfohlen hatte, ignorierte ich diesen Tipp sträflich, da ich schlicht zu wenig Zeit hatte, in einen mehrstündigen Film einzusteigen. Im Frühsommer dieses Jahres hörte ich dann zufällig ein Musikstück, welches mich sofort in seinen Bann zog. Die Recherche ergab, dass es sich um den Soundtrack von „Broadchurch“ handelte. Jetzt wollte ich es doch wissen; also kaufte ich mir die erste Staffel dieser erfolgreichen Serie aus Grossbritannien.

Hoeg, Peter. Der Susan-Effekt ; aus dem Dänischen von Peter Urban-Halle. – München : Hanser-Verlag, 2015.
(ISBN 978-3-446-24904-2)

“Der Susan -Effekt“

Kann man sich vorstellen, dass eine Croissant backende Experimentalphysikerin, ein narzisstischer Komponist und deren eigenwillige Zwillinge eine ganz normale Familie sind? …

Die Heldin des Romans, Susan Svendsen, sitzt  in einem Gefängnis in Burma. Ihr drohen 25 Jahre Haft, da sie versucht hat, mit blossen Händen ihren Liebhaber, einen Hünen von über zwei Metern Grösse, zu töten. Ihr Mann Laban ist mit einer siebzehnjährigen Maharadschatochter  durchgebrannt, ihr Sohn Harald sitzt in Haft wegen versuchten Antiquitätenschmuggels und ihre Tochter Thit ist mit einem Priester des Kalitempels in Kalkutta zu einem neuen Leben unterwegs. Die Familie ist in Dänemark berühmt.

 

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