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Charles Lewinsky, Andersen : Roman. – München : Nagel & Kimche, 2016. (978-3-312-00689-2) Auch als E-Book erhältlich unter www.dibiost.ch.

Er erwacht. Es ist dunkel und er kann sich nicht bewegen. Das kann nur bedeuten, dass er in Gefangenschaft geraten ist, obwohl er alles so gut vorbereitet hat…

Früher

Als Verhörspezialist zu Zeiten des Nationalsozialismus hat er sich perfide Methoden angeeignet, um die Wahrheit über sein Gegenüber herauszufinden. Gegen Kriegsende legte er sich eine neue Identität zu, um einer allfälligen Bestrafung zu entgehen, falls er geschnappt werden sollte. Bis ins kleinste Detail erfand er Andersen. Aber die Wahrheit, seine wahre Identität, würde nie ans Licht kommen. Dafür war er in seinem Beruf zu gut gewesen.

Neubeginn

Das Wissen, was aus Andersen wurde, fehlt ihm, ist gelöscht, so wie es sein sollte, wenn man als neuer Mensch geboren wird. Sein Wissen aus seinem Leben vor Andersen ist jedoch noch vorhanden. Alles. Von der Kindheit bis ins Erwachsenenalter hinein. Sein neues Leben wird aufgeteilt erzählt von ihm, der eine neue Chance als Jonas erhalten hat, und seinem Vater Arno. Die unterschiedlichen Erzählungen zu ein und derselben Situation sind spannend mitzuverfolgen. Er nutzt das Wissen seines früheren Lebens um zu manipulieren. Diese Manipulationen beginnen schon als Fötus im Mutterleib. Sein Ziel besteht darin herauszufinden, wie seine Identität als Andersen funktioniert hat. Dieses Ziel verfolgt er geradezu manisch und ohne Rücksicht auf Verluste.

Diesen verstörenden und gleichzeitig faszinierenden Roman hätte ich wohl nie gelesen, wenn mich nicht ein netter Bibliotheksbesucher darauf aufmerksam gemacht hätte. Aber im Nachhinein bin ich froh, das Buch gelesen zu haben, es garantiert Gänsehaut und macht nachdenklich. Was würde ich wohl mit einer zweiten Chance anfangen?

Nikola Esslinger, BiblioGais

 

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