Davor und danach – Überleben ist nicht genug

Ni­cky Sin­ger, Da­vor und da­nach : Über­le­ben ist nicht ge­nug. – Ham­burg : Dress­ler Ver­lag, 2019. (978–3‑7915–0100‑0)

So könn­te un­se­re Zu­kunft aus­se­hen: Der Kli­ma­wan­del und die Über­be­völ­ke­rung ha­ben die gan­ze Welt ver­än­dert. Es ist viel zu heiss und zu tro­cken ge­wor­den. Alle Men­schen flüch­ten nach Nor­den, wo es noch ein we­nig er­träg­li­cher ist. Auch die 14-jäh­ri­ge Mhai­ri ist auf der Flucht. Vor sie­ben Jah­ren ist sie mit ih­ren El­tern von Schott­land nach Afri­ka ge­zo­gen. Ihre Mut­ter woll­te als In­ge­nieu­rin die Strom­pro­duk­ti­on in der Wüs­te er­for­schen. Doch als es dort im­mer heis­ser wird und we­gen Was­ser­man­gels, Dür­re und Hun­ger Kämp­fe aus­bre­chen, will die Fa­mi­lie zu­rück nach Schott­land, wo Mhai­ris Gross­mutter auf sie war­tet. Aber dann wer­den ihre El­tern an ei­nem Kon­troll­punkt er­mor­det und das Mäd­chen ist ganz auf sich ge­stellt.

Mhai­ris ein­zi­ges Ziel ist es, zu über­le­ben.

Auf der Flucht muss Mhai­ri um ihr Le­ben kämp­fen. Sie schafft es bis nach Eng­land, wo sie ei­nem klei­nen Flücht­lings­jun­gen be­geg­net. Mo spricht kein Wort und weicht Mhai­ri nicht mehr von der Sei­te. Zu zweit zie­hen sie wei­ter Rich­tung Schott­land. Im Nor­den ma­chen die Län­der be­reits ihre Gren­zen dicht, las­sen nie­man­den mehr durch. Mhai­ri hofft, als Schot­tin ein Rück­kehr­recht zu ha­ben. Aber was wird aus Mo, der kei­nen Pass hat und aus Afri­ka stammt? In Eng­land wer­den bei­de fest­ge­nom­men. Es ge­lingt ih­nen die Flucht, und mit viel Glück er­rei­chen sie schluss­end­lich Schott­land. Doch auch hier hat sich vie­les ver­än­dert. Die aku­te Über­be­völ­ke­rung zwingt die Ein­woh­ner zu dras­ti­schen Mass­nah­men und der Kampf ums Über­le­ben geht wei­ter.

Mhai­ris Er­zähl­stil ver­deut­licht ihre Re­si­gna­ti­on und Ab­ge­stumpft­heit ge­gen­über dem, was ge­sche­hen ist. Das Mäd­chen ver­drängt al­les, was zu trau­ma­tisch ist, in ihr Un­ter­be­wusst­sein. Im­mer wie­der er­in­nert sie sich an Din­ge, die dann plötz­lich nicht wei­ter aus­ge­führt wer­den und mit­ten im Satz mit «FESTUNG» en­den. Je­doch er­in­nert Mhai­ri sich im­mer wie­der an die Wor­te des Va­ters, dass die Welt trotz al­lem schön ist. Und an die Mut­ter, die ein­fach nur woll­te, dass Mhai­ri über­lebt.

Span­nen­de Ge­schich­te, die zum Nach­den­ken an­regt

«Da­vor und Da­nach» ist eine Ge­schich­te aus ei­ner be­ängs­ti­gen­den Welt, die der un­se­ren viel zu sehr äh­nelt. Dem Le­ser wird be­wusst, dass der Kli­ma­wan­del auch vor un­se­rem Kon­ti­nent nicht Halt macht. Die Ge­schich­te setzt sich mit dem Flücht­lings­pro­blem aus­ein­an­der. Die ver­län­ger­te Sei­ten­la­sche des Buch­um­schlags ist beim Le­sen et­was stö­rend, aber ge­stal­te­risch sehr ge­lun­gen.

Die Eng­län­de­rin Ni­cky Sin­ger ist eine re­nom­mier­te Ju­gend­buch­au­to­rin, die für ihre Bü­cher be­reits meh­re­re Prei­se er­hielt. Sie schrieb auch für Er­wach­se­ne und Kin­der. Ihr neu­es­tes Werk «Da­vor und Da­nach – Über­le­ben ist nicht ge­nug» ist für Le­ser ab 14 Jah­ren und Er­wach­se­ne ge­eig­net.

Mar­ti­na Küng, Bi­blio­thek Heiden/Grub