Die Sehnsuchtsfalle

Hera Lind, Die Sehn­suchts­fal­le : Ro­man nach ei­ner wah­ren Ge­schich­te. – Mün­chen : Dia­na Ver­lag, 2016. (978–3‑453–35783‑9)

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Eine Zu­sam­men­fas­sung des In­hal­tes

Rita ver­trau­te aus Lie­be ei­nem Ni­ge­ria­ner ih­ren Sohn an und er­klär­te sich be­reit, für ihn in Bra­si­li­en et­was Ge­schäft­li­ches zu er­le­di­gen. Auch wenn sie schon ahn­te, dass da was faul sein konn­te: Sie hoff­te, ihre gros­se Lie­be wie­der­zu­fin­den, den Va­ter ih­res Soh­nes, der auch ein Schwar­zer war. Sie han­del­te aus Lie­be, mit ei­ner gros­sen Por­ti­on Wa­ge­mut.

Als sie dann un­schul­dig we­gen Rausch­gift­schmug­gels sechs Jah­re lang in Bra­si­li­en in São Pau­lo im Ge­fäng­nis sass, woll­te sie sich erst auf­ge­ben. Sie hat­te ih­ren Sohn ver­lo­ren, ihr gan­zes Le­ben war eine Lüge. Aber dann sieg­te ihr Über­le­bens­wil­le, sie schrieb mehr als 1000 Sei­ten per Hand, spä­ter al­les noch mal in den Com­pu­ter, mach­te auf Por­tu­gie­sisch ihr Ab­itur und schaff­te sich nach dem Ge­fäng­nis in Bra­si­li­en eine Exis­tenz, weil sie noch nicht mal das Geld für ei­nen Rück­flug hat­te. Ih­ren Sohn sah sie spä­ter erst als Er­wach­se­nen wie­der, aber sie ad­op­tier­te ein bra­si­lia­ni­sches Stras­sen­kind und gab ihm das Zu­hau­se, das sie ih­rem Sohn nicht mehr hat­te ge­ben kön­nen. Gross­ar­tig, wie ich fin­de.

Mei­ne Mei­nung

Die Ge­schich­te von Rita Ro­sa­rio spielt sich teil­wei­se in ei­nem halb­kri­mi­nel­len Mi­lieu ab. De­ren Haupt­fi­gur (Rita) nicht im­mer nur tap­fer, per­fekt und vor­bild­lich, son­dern auch ziem­lich spon­tan, chao­tisch und manch­mal ver­ant­wor­tungs­los war. Sie hat sich Din­ge ge­traut, die sich man­che im Le­ben nie trau­en wür­den. Von ih­rem Mut, ih­rem Quer­den­ken und An­ders­sein und auch ein biss­chen von ih­ren Grenz­über­schrei­tun­gen war ich fas­zi­niert. Sel­ten hat mich eine Ge­schich­te so in den Bann ge­zo­gen, fas­zi­niert und manch­mal auch ab­ge­stos­sen. Aber gleich­zei­tig war sie auch un­glaub­lich tap­fer, kämp­fe­risch und un­kon­ven­tio­nell. Ihre un­glaub­li­che Ar­beit, die Dis­zi­plin und Zä­hig­keit im­po­nier­te mir. Ihr Schick­sal raubt ei­nem fast den Atem und zog mich in den Bann.

In­grid Bol­ting, Volks­bi­blio­thek Ap­pen­zell