Maja Lunde, Die Geschichte des Wassers : Roman. – München : btb, 2018. (978-3-442-75774-9)
Ich nannte meine Welt Erde, aber ich dachte, eigentlich müsste sie Wasser heissen.
Das Buch erzählt zwei ganz unterschiedliche Geschichten in zwei ganz unterschiedlichen Versionen der Welt. Die erste Geschichte handelt von Signe und spielt in der heutigen Zeit. Nach einem langen Leben als Umweltaktivistin kehrt die bald siebzigjährige Signe an die Westküste von Norwegen zurück, an den Ort, in dem sie aufgewachsen ist und wo sie sich bereits in den Siebzigerjahren für den Umweltschutz eingesetzt hat, allerdings erfolglos.
Dort also wird nun vom Gletscher Eis in reiche Länder exportiert, um Drinks zu kühlen. Als Signe erfährt, dass ihr ehemaliger Freund und Mitstreiter dahintersteckt, beschliesst sie, Rache zu nehmen. Um den Mann, der einmal die Liebe ihres Lebens gewesen ist, mit der Gletschersache zu konfrontieren, begibt sie sich auf einen riskanten Segeltörn entlang der norwegischen Küste bis hinunter nach Frankreich.
David und seine kleine Tochter Lou leben 24 Jahre später. Sie sind auf der Flucht vor Trockenheit und Krieg in Südeuropa in einem Flüchtlingslager in Frankreich gelandet und suchen verzweifelt nach Davids Frau Anna und dem Kleinkind August, von welchen sie bei ihrem überstürzten Aufbruch getrennt worden sind. Die Wasserländer im Norden haben ihre Grenzen dicht gemacht und die Situation im Lager ist prekär und spitzt sich im Verlauf der Geschichte weiter zu.
Die heutige und die zukünftige Geschichte berühren sich erstmals, als David und Lou bei einem Spaziergang ausserhalb des Lagers in einem verlassenen und ausgetrockneten Garten unter einer Blache ein altes Segelboot entdecken. Nach und nach stellt sich heraus, dass es sich dabei um Signes Segelboot handelt.
Das Buch
Die Sprache des Buches ist äusserst bildhaft und erzählt engagiert. Der Roman macht deutlich, dass, wenn Signe und ihre Gleichgesinnten in ihrem Kampf für das Klima und die Natur erfolgreicher gewesen wären, David und alle andern Klimaflüchtlinge ein besseres Leben hätten. Dadurch, dass Einzelschicksale und deren Verbindungen zueinander erzählt werden, gelingt es der Autorin, bei der Lektüre betroffen zu machen. Es ist beinahe so, dass man unter der Dusche ein schlechtes Gewissen bekommt. Bezugnahmen auf die heutige Flüchtlingssituation bei der Beschreibung des Lagers, in welchem David und Lou landen, sind offensichtlich.
Die Autorin
Maja Lunde ist eine norwegische Schriftstellerin und Drehbuchautorin. 2015 erschien «Die Geschichte der Bienen», ihr erster Roman für Erwachsene. Dieses Buch wurde mit dem Norwegischen Buchpreis ausgezeichnet und der Autorin gelang damit international der Durchbruch. Maja Lunde hat mehrere Bücher für Kinder und junge Erwachsene sowie diverse Drehbücher für das norwegische Fernsehen und Filme geschrieben. «Die Geschichte des Wassers» ist nach der «Geschichte der Bienen» das zweite Buch des geplanten Klimaquartetts.
Andrea Zürcher, Bibliothek Rehetobel