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Lisa Heathfield, Hier musst du glücklich sein. - Hamburg : Carlsen, 2017. (978-3-551-58338-3)

Die 15-jährige Pearl wächst in einer religiösen Gemeinschaft auf. Abgeschottet von der angeblich vergifteten Welt draussen sorgt Oberhaupt Papa S im sogenannten Saat für das «Wohl» der Gemeinschaft und verbreitet seine Lehren. Alles, was die Menschen in Saat zum Leben brauchen, gibt ihnen die göttliche Mutter Natur, auf die alle ohne Wenn und Aber vertrauen. Der Gruppe ist es verboten, Saat zu verlassen und auch der Kontakt zu Aussenstehenden ist nicht erlaubt. Die Kinder und Jugendlichen sind jedoch glücklich und fühlen sich beschützt und geliebt in der Gemeinschaft. Sie glauben alles, was Papa S ihnen erzählt.

Als Pearl das erste Mal die Monatsblutung bekommt, meint sie schwerkrank zu sein und sterben zu müssen. Sie wird einem verstörenden Ritual unterzogen, um danach in Saat als erwachsene Frau gefeiert zu werden. Pearl wartet schon lange auf diesen Tag, denn Frauen können von Papa S als Gefährtinnen auserwählt werden und dies ist auch das Ziel von Pearl. Nichts wünscht sich die 15-Jährige mehr. Was dies allerdings bedeutet, davon hat sie keine Ahnung. Sie weiss nichts über Verliebtsein und Sexualität und schon gar nichts über Missbrauch. Das verehrte Oberhaupt in Saat hat nämlich bei Weitem nicht nur väterliche Gefühle für die heranwachsenden Frauen der Gemeinschaft.

Das Weltbild bröckelt

Bald darauf schliessen sich der 15-jährige Ellis sowie dessen Mutter und Schwester der Gruppe in Saat an. Die drei sind von Anfang an etwas Besonderes, denn sie haben in der Welt draussen gelebt und Ellis und seine Schwestern haben sogar eine Schule besucht. Pearl fühlt sich von Ellis angezogen und ist gerne mit ihm zusammen. Nur scheint dieser so gar nicht an die Lehren von Papa S zu glauben und bringt mit seinen Ansichten das Weltbild von Pearl und den anderen Kindern ins Wanken. Dem Sektenführer und seinen Aufsehern bleibt nicht verborgen, dass die Jugendlichen in Saat beginnen, Fragen zu stellen und an den Lehren der Sekte zu zweifeln. Papa S entschliesst sich zu einem letzten grauenhaften und verstörenden Akt, um seine «Familie» für immer an sich zu binden.

Als Leser der bedrückenden Geschichte möchte man die Protagonistin Pearl am liebsten schütteln, damit sie sich endlich befreit von den abstrusen Lehren der Glaubensgemeinschaft. Das Buch zum Thema Sekten regt zum Nachdenken an und ist empfohlen für Jugendliche ab 14 Jahren und natürlich auch für Erwachsene.

Miriam Hauschildt, Bibliothek Heiden/Grub

 

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