Luca D‘Andrea, Der Tod so kalt : Thriller. – München : DVA, 2017. (978-3-421-04759-5) Auch als E-Book erhältlich unter www.dibiost.ch.
Die Dolomiten: für Wanderer, Bergsteiger und Skifahrer sind sie ein Eldorado. Von dort kommt ein Thriller zu uns, der direkt nach seinem Erscheinen in Italien in die Top Ten der Bestsellerlisten einstieg und derzeit in 35 Sprachen übersetzt wird. Geschrieben hat ihn ein junger Mann, der im Norden Italiens aufgewachsen ist. Luca D'Andrea hat als Journalist unter anderem bereits die Bergrettung für das italienische Fernsehen porträtiert. Dabei wuchs in ihm die Idee für dieses Buch.
Worum geht es?
Die Amerikaner Mike McMellan und Jeremiah Salinger haben die vierte Staffel zu ihrer Dokumentation über die Road Crew einer Rockband abgeschlossen. Ausgelaugt und erschöpft geht Salinger, der Ich-Erzähler dieses Buches, auf den Vorschlag seiner Frau ein, eine Pause in ihrer Heimat zu machen. Also reist er mit Frau und Tochter in die Dolomiten, genauer nach Siebenhoch, einer fiktiven Ortschaft mit 700 Einwohnern. Eines Tages sieht er einen roten Hubschrauber und hat eine Idee. Im Gespräch mit seinem Schwiegervater Werner Mair, erfährt er einiges über die Bergrettung Dolomiten. „Ich sah bereits alles vor mir. Schnitt. Voice-over. Alles. Ein Factual wie die Road Crew, aber … mit den Männern der Bergrettung Dolomiten … Mountain Angels, und es würde ein Bombenerfolg werden.“
Bei den Recherchen kommt es zu einem Unfall, welchen Salinger verletzt und traumatisiert überlebt. Seine Tochter Clara lockt ihn mit Wanderungen aus seiner Trauer und dabei trifft er auf eine neue Geschichte. Das Bletterbach-Massaker 1985, bei welchem drei junge Menschen aus Siebenhoch ums Leben kamen und deren Mörder nicht gefasst wurde. Salinger will die Wahrheit über die Morde herausfinden und schlägt alle Warnungen bezüglich der Konsequenzen für ihn und seine Familie in den Wind. Er kommt unverhofft einem Familiengeheimnis auf die Spur und nach und nach setzt er das Puzzle um die Morde in einem grandiosen Finale zusammen.
Der Autor vermag uns mit seinen Gedankengängen und Schilderungen immer wieder auf neue Wege und Lösungen zu führen. Man nimmt Salinger seine Besessenheit ab, seine innere Unruhe, seine Unfähigkeit von der Geschichte zu lassen, seine Qual um das Wissen, was er aufs Spiel setzt. Ein Buch, das sich flüssig liest und das man vor lauter Spannung nicht aus der Hand legen kann. Wir wollen - wie der Salinger - wissen, was wirklich passiert ist, damals vor 30 Jahren in der Bletterbachschlucht.
Wahrheit oder Fiktion?
Die Bletterbachschlucht mit ihrem Besucherzentrum und ihren prähistorischen Schätzen gibt es, sie ist UNESCO Weltkulturerbe und gehört in die Heimat des Autors. Auch die Geschichte der Bergrettung in den Dolomiten ist stimmig in diesem Thriller, ebenso die lokalen Brauchtümer, welche uns anschaulich beschrieben werden. Dem Autor ist ein Buch gelungen, das uns Gänsehaut macht.
Doreen Fässler, Bibliothek Teufen