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Die Bücherfrauen : Roman / Romalyn Tilghman ; aus dem amerikanischen Englisch von Britt Somann-Jung. – Frankfurt am Main : S. Fischer, 2021. (978-3-10-397080-7)

«Willkommen in New Hope, Kansas, USA. Manche würden es als Irgendwo im Nirgendwo bezeichnen, aber wir sprechen lieber vom Nabel der Welt…» So wird der Ort beschrieben, in dem die Geschichte der Bücherfrauen spielt. Es sind vor allem die Frauen der ländlichen Umgebung, die das kulturelle Leben am Laufen halten und für den Erhalt des dortigen Kulturzentrums, der ehemaligen Bibliothek, kämpfen. Angelina, Traci und Gayle sind drei völlig unterschiedliche Frauen, die an einem Wendepunkt ihres Lebens stehen. Zufällig kreuzen sich ihre Lebenswege in New Hope. Die Geschichte wird abwechselnd aus der Sicht dieser drei Frauen erzählt.

Drei Frauen

Angelina kehrt an den Ort ihrer Kindheit zurück, um ihre Doktorarbeit über die Gründung der Carnegie-Bibliotheken in Angriff zu nehmen. Ihre Liebe zum Lesen erbte sie von ihrer Grossmutter Amanda, die sich vor fast 100 Jahren für die Entstehung der Bibliothek in New Hope einsetzte. Sie hofft, Amandas Tagebücher zu finden und daraus neue Erkenntnisse zu gewinnen. Traci, die der Grossstadt, ihrem Vermieter und den Bettwanzen in ihrer letzten Unterkunft entfliehen will, hat sich eine Tätigkeit als Gastkünstlerin im Kulturzentrum New Hope erschwindelt. Sie hat keinen Plan, wie sie die «Quassel-Quilter» und ihre rebellischen Teenager nach einem Lehrplan unterrichten soll. Erstere sind an Klatsch und Tratsch interessierte Frauen, letztere rebellische Teenager, die nicht freiwillig da sind. Gayle lebte mit ihrer Familie im Nachbardorf Prairie Hill. Ein heftiger Tornado hat den Ort zerstört und ihr Leben völlig durcheinandergewirbelt. Bei dem Unglück hat sie alles verloren. Sie findet Zuflucht bei ihrer Schwester in New Hope.

Hoffnung auf einen Neuanfang

Im Kulturzentrum begegnen sich die Frauen und lernen dort die Kleinstadtbewohnerinnen kennen. Das Engagement für eine gemeinsame Sache lässt die Gäste und die Einheimischen immer mehr zueinanderfinden. Durch ihre kreativen Einfälle und mit Hilfe vieler weiterer Frauen und Jugendlicher setzen sie sich zum Ziel, das Kulturzentrum zu retten. Sie merken, welche ungeheure Macht aus der Gemeinschaft erwachen kann. Für alle drei wird New Hope im wahrsten Sinne des Wortes zu einer Hoffnung auf einen Neuanfang.

Romalyn Tilghman

Die Autorin hat ihr ganzes Leben in der Kulturförderung gearbeitet. Nach ihrem Universitätsabschluss in Journalismus leitete sie eine Vereinigung für Kulturförderung in Kansas. Im Laufe ihrer Karriere arbeitete sie in ländlichen Kulturvereinen überall in den Vereinigten Staaten. In ihrer täglichen Arbeit ist sie Zeugin, wie Gruppen von vorwiegend Frauen in den entlegensten Winkeln des Landes für Kultur kämpfen. «Die Bücherfrauen» ist ihr erster Roman. Das Cover und der Titel des Buches sind sehr ansprechend. Es geht aber in erster Linie nicht um Bücher, sondern eher um Kultur und Kulturförderung in Amerika früher und heute. Die Kombination der Lebensgeschichten der drei Frauen heute und der Tagebücher, die von früheren Zeiten erzählen, machen das Buch zu einer unterhaltsamen Lektüre.

Heidi Fritsche, Volksbibliothek Appenzell

 

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