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Patrick Tschan, Der kubanische Käser : das wunderbarliche Leben und Lieben des Noldi Abderhalden : Roman. – Basel : Zytglogge, 2019. (978-3-7296-5005-3)
Erhältlich auch als E-Book unter: www.dibiost.ch.

Patrick Tschan, geboren 1962, in Dornach wohnend, erzählt die freche, witzige, schräge Geschichte des jungen Noldi Abderhalden aus dem Toggenburg, den es während der Wirren des Dreissigjährigen Kriegs erst nach Spanien, dann nach Kuba verschlägt. Die Sprache ist bunt, laut, deftig und direkt. Eine vergnügliche Lektüre!

In einer bitterkalten Februarnacht steigt der Noldi mit einer Flasche sauren Weins auf den Chüeboden und schreit seinen Liebesschmerz übers Tal. Das Heidi hat ihn verlassen und spaziert nun Hand in Hand mit Heiri Obderhalden durchs Dorf.

Sturzbetrunken fällt der Noldi den Berg hinunter, einem Anwerber für Reisläufer der von Plantas vor die Füsse. Der 16-Jährige aus Alt St. Johann unterschreibt anno 1620 mit drei Kreuzen einen Vertrag für zehn Jahre, um für die Spanische Armee gegen die verdammten Protestanten zu kämpfen. Erst übt er das Hauen und Stechen, dann, nach etlichen Stationen, rettet er in der Schlacht von Tirana dem Duque das Leben, indem er eine Kanonenkugel mit der Hand abwehrt. Dadurch erlangt Noldi Heldenstatus. Er wird gefeiert und bald darauf an den spanischen Königshof in Sevilla beordert.

Am Hofe staunt man nicht schlecht über den Noldi, auch finden einige Marquesas und Princesas Gefallen am exotischen Helden. Und so kommt er in den Genuss von zahlreichen heimlichen Schäferstündchen, die ihn zum Juchzen und Jodeln bringen. Auf jede dieser Heimlichkeiten folgt jeweils ein heftiges Gewitter – das in einer Region, in der es kaum mal regnet. Kein Entzücken darüber empfinden die Dominikaner. So landet er auf der Anklagebank der Heiligen Inquisition.

Der spanische Monarch bewahrt ihn zwar vor dem Scheiterhaufen, doch strandet der wettermachende Noldi flugs im kubanischen Exil. Acht Tage Fussmarsch von Havanna entfernt, im Valle des Vinales, herrscht er nun über ein Tal und eine Goldmine sowie über fünf Kühe und einen Stier. Den ganzen Tag lang hat er nichts anderes zu tun, als «den Kühen beim Seichen, Scheissen und Wiederkäuen» zuzuschauen. Dank des strammen Stiers vergrössert sich seine Kuhherde schnell. Nach einer Schlachtung beschliesst Noldi in den Tiefen der Goldmine Käse zu produzieren und hebt den Labmagen auf. Mit seiner grossen Liebe Consuelo, der Ziegenhirtin, an der Seite, versucht er, Toggenburger Mutschli für den Export nach Spanien herzustellen. Die erste Produktion schmeckt jedoch wie ein «fader Furz». Als Noldis Zeit im Exil abläuft, darf er entweder heimkehren oder unter gewissen Bedingungen bleiben. Welche Entscheidung trifft Noldi, um weiter zu jodeln?

Franziska Tschumi, Bibliothek Herisau

 

 

 

 

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