Ben Kitto ermittelt auf den Scilly-Inseln

Kalt flüs­tern die Wel­len : ein Kri­mi auf den Scil­ly-In­seln / Kate Pen­ro­se. – Frank­furt am Main, Fi­scher, 2020. (978–3‑596–70001‑1)

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Die Kri­mis um den Er­mitt­ler Ben Kit­to spie­len in der Ge­gen­wart auf den Scil­ly-In­seln, ei­ner In­sel­grup­pe vor der Süd­west­spit­ze Eng­lands. Von den 55 grös­se­ren In­seln der Grup­pe sind fünf be­wohnt. Ben Kit­to stammt von der kleins­ten der fünf und kommt im ers­ten Band («Nachts schweigt das Meer») nach zehn Jah­ren als Un­der­co­ver-Er­mitt­ler aus Lon­don zu­rück, um bei sei­nem On­kel als Boots­bau­er zu ar­bei­ten und vor al­lem, um nach ei­nem trau­ma­ti­schen Er­leb­nis zur Ruhe zu kom­men. Statt der ge­wünsch­ten Ruhe fin­det er al­ler­dings Ver­bre­chen, und Ben Kit­to über­nimmt die Er­mitt­lun­gen. In der Fol­ge wird die­ser als De­tec­ti­ve In­spec­tor auf den In­seln an­ge­stellt.

Der hier um­schrie­be­ne drit­te Band spielt wie auch der zwei­te («Dun­kel leuch­ten die Klip­pen») auf ei­ner der be­wohn­ten Scil­ly-In­seln. Die Fei­er­lich­kei­ten zu ei­nem tra­di­tio­nel­len Fest fin­den ein jä­hes Ende, als in der Asche ei­nes er­lo­sche­nen Feu­ers mensch­li­che Über­res­te ge­fun­den wer­den. Ge­heim­nis­vol­le Bot­schaf­ten las­sen dar­auf schlies­sen, dass wei­te­re Mor­de ge­sche­hen wer­den. Ben Kit­to, der zur Über­wa­chung des Feu­er­werks an­läss­lich der Fes­ti­vi­tä­ten auf St. Agnes ist, rie­gelt die In­sel mit den rund acht­zig Be­woh­nern ab und be­ginnt, den Tä­ter un­ter den auf der In­sel ver­blie­be­nen Men­schen zu er­mit­teln. Als Ein­hei­mi­scher kennt Ben die Be­woh­ner der In­seln und ihre Ei­gen­hei­ten, was nicht im­mer nur hilf­reich ist, wenn plötz­lich je­der ver­däch­tig und nie­mand mehr si­cher ist.

Die Kri­mis sind aus der Per­spek­ti­ve Kit­tos ver­fasst, nur we­nig Ein­schü­be aus der Sicht ei­ner an­de­ren Per­son ver­lei­hen dem Le­ser ei­nen Wis­sens­vor­sprung ge­gen­über den Er­mitt­lern. Im Lau­fe der Ge­schich­te kön­nen ver­schie­de­ne An­sät­ze und Theo­rien be­züg­lich des Fal­les ent­wi­ckelt wer­den, die Auf­lö­sung ist bis zum Schluss kaum ab­seh­bar, wo­durch die Span­nung ge­schickt be­wahrt wird. Da­durch, dass die­ser Teil im No­vem­ber spielt und die Win­ter­stür­me über den In­seln to­ben, hängt eine düs­te­re Stim­mung über dem Buch, die gut zum In­halt passt. Die Cha­rak­te­re von Ben Kit­to und sei­nes na­hen Um­fel­des, die in al­len Bän­den vor­kom­men, sind glaub­haft und sym­pa­thisch be­schrie­ben. In­ter­es­sant ist auch die The­ma­tik der ei­gent­lich seit 1777 aus­ge­stor­be­nen kor­ni­schen Spra­che, die in­zwi­schen wie­der von we­ni­gen Men­schen be­herrscht wird.

Die Be­schrei­bung der Land­schaf­ten und Stim­mun­gen auf den In­seln sind bild­haft und schön ver­fasst, die eher lang­sa­me Ent­wick­lung der Fäl­le und des Span­nungs­auf­baus passt gut zur ge­schaf­fe­nen At­mo­sphä­re. Wer die Ver­bin­dung von span­nen­den Kri­mis und zau­ber­haf­ten Na­tur­be­schrei­bun­gen mag, wird hier be­stimmt auf sei­ne Rech­nung kom­men.

Die­ser drit­te Band kann pro­blem­los ohne Kennt­nis der ers­ten bei­den Fäl­le ge­le­sen wer­den. Es lohnt sich aber si­cher, sich die gan­ze Rei­he zu gön­nen.

Die Au­torin, Kate Pen­ro­se, die auch un­ter dem Na­men Kate Rho­des schreibt, kennt die Scil­ly-In­sen seit ih­rer Kind­heit. Fas­zi­niert von de­ren Schön­heit hat sie sich zu die­ser Rei­he in­spi­rie­ren las­sen. Den vier­ten Band um Ben Kit­to hat sie be­reits in Aus­sicht ge­stellt. Er soll im Früh­ling 2021 er­schei­nen.

An­drea Zür­cher, Bi­blio­thek Re­he­to­bel